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Laufende Forschungen: Plotz'sche Orgeltabulatur


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DIE ORGELTABULATUR "KRAKÓW, BIBLIOTEKA JAGIELLONSKA: MUS. MS. 40056"
(urspr. Berlin, Preußische Staatsbibliothek; sog. "Plotz'sche Orgeltabulatur")
English Version

Mus. ms. 40056
Die "Plotz'sche Orgeltabulatur" (Plotz-Tabulatur) bietet durch ihren Inhalt wertvolle Hinweise auf die Tätigkeit des Hallenser Organisten und Kapellmeisters Samuel Scheidt (1587-1654). Darüberhinaus vermittelt sie einen ziemlich genauen Eindruck von der gottesdienstlichen Organistenpraxis dieser Zeit. Die Tabulatur erhielt ihre Bezeichnung nach zwei Namen ("Johannes Plotz" und "Caspar Plotz"), die auf einer der letzten Seiten der Handschrift eingetragen sind. Johannes und Caspar Plotz wirkten als Organisten in Brieg (Brzeg; Schlesien, Polen) und verbrachten einen guten Teil ihres Lebens in Leutschau (Levoca; Spiš-Region, Slowakei).

In der Orgeltabulatur-Quellenlandschaft ist diese Quelle ein Sonderfall. Michael Praetorius schreibt in Syntagma Musicum III (1619), daß die Notationsform "Buchstabentabulatur" zu seiner Zeit bei den deutschen Organisten sehr beliebt gewesen sei, u. a. deshalb, weil man besonders gut auf ihr komponieren könne. In Neuerer Deutscher Orgeltabulatur geschriebene Kompositions- oder Improvisationsskizzen, die von einem Schaffensprozeß oder von unmittelbarem Praxisbezug Zeugnis geben, kommen jedoch - in Anbetracht des immens großen Quellenbestandes - kaum vor. Unter den wenigen Beispielen ist die hier zur Diskussion stehende Orgeltabulatur zu nennen. Diese Handschrift bietet nicht nur ein Gemisch an Notationsformen, was sie schon einmal vom Tabulaturbuch-"Standard" dieser Zeit abhebt (Liniennotation und Neuere Deutsche Orgeltabulatur), sondern auch eine Fülle von z. T. aufeinander bezogenen Skizzen in Orgeltabulatur.

Erstmals bekannt geworden ist die Handschrift durch den Theologen, Orgelsachverständigen und Scheidtkenner Christhard Mahrenholz (Diss. Göttingen 1924 bei Friedrich Ludwig über Samuel Scheidt), der aus dieser Tabulatur einige Kanons sowie die Disposition einer Orgel edierte, die in den Jahren 1624-26 unter der Leitung Scheidts in Halle erbaut worden ist (Moritzkirche; Johann Heinrich Compenius, 1597-1642). Nach dem 2. Weltkrieg galt die Handschrift lange Zeit als verschollen; jahrzehntelang befand sie sich unbemerkt unter den aus Kriegsgründen ausgelagerten Berliner Musikalien in Krakau. Eine umfassende Untersuchung der Handschrift stand bislang noch aus.

Die Arbeit bietet neben einer vollständigen Übertragung eine umfassende inhaltliche wie quellenkundlichen Analyse (Edition mit ausführlichem Kommentar). Letztendlich ist sie ein Beitrag zum Schaffen und zur Biographie Samuel Scheidts.

Erste Information:  Hendrik Dochhorn: Artikel Scheidt (Familie), in: Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil, Bd. 14, Kassel 2005, Spalte 1217-1249.




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